Das richtige Timing im Hundetraining

Erfolgreiches Hundetraining durch den richtigen Belohnungszeitpunkt

 

Um mit unseren Hunden erfolgreich zu üben, egal ob es um Tricks, Alternativverhalten oder die lockere Leine geht, ist das richtige Timing entscheidend. Nur 0,5 bis 2 Sekunden bleiben uns, um das gewünschte Verhalten so zu bestätigen, dass Bello dies auch richtig verknüpfen kann. Wir müssen also sehr gut auf den richtigen Moment achten, damit er verstehen kann, was wir von ihm wollen.
Soweit die Theorie. In der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass dies ganz besonders für junge Hunde zutrifft, ältere, routiniertere Hunde kennen uns doch schon ziemlich gut und verzeihen Timing-Fehler häufig recht geduldig. :)

 

Um euer Timing zu schulen, braucht ihr zunächst nicht mal einen Hund. Nehmt euch einen Ball, lasst ihn auf den Boden fallen und sagt euer Lobwort immer genau dann, wenn der Ball den Boden berührt.
Oder übt mit Partner: Der Partner führt die Fingerspitzen von rechter und linker Hand aufeinander zu - mal schneller, mal langsamer - ihr sagt euer Lobwort genau dann, wenn sich die Fingerspitzen berühren.
Aber richtiges Timing im Hundetraining hat noch viel mehr Aspekte. Wenn ihr die folgenden Tipps beachtet, versteht euch euer Hund viel besser:

Beispiel 1:
Hundebegegnungen mit reaktivem Hund, die Motivation spielt hier jetzt erstmal keine Rolle:
Häufig sind wir hier viel zu spät dran. Der richtige Trainings- und Belohnungszeitpunkt ist, wenn euer Hund den anderen Hund wahrnimmt und noch ruhig reagiert. Dann könnt ihr loben und belohnen. Durch loben und belohnen wird euer Hund bereits umorientiert und ihr habt die Möglichkeit euch euer weiteres Vorgehen zu überlegen, wie z.B. ausweichen, deeskalierendes Sitz, umkehren und woanders hingehen oder auch einfach mit Abstand zügig vorbeigehen.
Meist reagiert der Mensch aber erst, wenn Wauzi schon in der Leine hängt. Das ist in etwa so, wie wenn man mit 120 Sachen auf der Autobahn unterwegs ist und dem Fahrer auf Höhe der Ausfahrt sagt: "Da hätten wir raus müssen…", das ist definitiv zu spät! Die Verhaltenskette beim Hund läuft schon ab und er ist nicht mehr ansprechbar. Die Ausfahrt „schönes Verhalten rechtzeitig belohnen und Alternative anbieten/abfragen“ wurde leider verpasst.

Beispiel 2:
Sitz und Bleib. Hund sitzt. Ihr geht weg, dreht euch um und geht zurück zum Hund. Auf dem Rückweg kramen die meisten Menschen bereits in den Taschen um die Belohnung herauszuholen. Hundi steht natürlich auf, weil er denkt die Übung ist beendet und es ist auf jeden Fall besser der Belohnung entgegen zu laufen ;). Das Kramen in der Tasche ist ja schon die Ankündigung der Belohnung - ein sogenannter „Verstärker“. Wenn ihr aber jetzt belohnt, habt ihr das eigenständige Aufstehen belohnt und nicht das geduldige Warten bis ihr wieder da seid. Also: Den richtigen Zeitpunkt wählen! Nämlich erst kramen, loben und belohnen, wenn ihr wieder beim Hund seid! Auch das ist Timing.

Beispiel 3:
Euer Hund ist an der Leine und hat etwas Interessantes entdeckt, z.B. ein weggeworfenes Sandwich. Natürlich will er da hin und es sich schnappen. Und natürlich wollt ihr das verhindern. Was passiert nun fast immer? Es wird versucht Bello’s Aufmerksamkeit zu bekommen indem man seinen Namen zig-mal wiederholt, das Aufmerksamkeits- oder Abbruchsignal gibt, man ihn wegzerrt oder sich vor den Hund stellt usw. und irgendwann wird man sauer, weil all das zu nichts führt, da NICHT DER BESITZER, SONDERN DAS SANDWICH die volle Aufmerksamkeit des Hundes hat. Wenn wir aber schon wissen, dass das nichts bringt, könnten wir ja auch einfach mal etwas anderes ausprobieren: Stehenbleiben, nicht zerren, Hund aber auch nicht näher hinlassen und abwarten.
Irgendwann (wie lange das dauert hängt sehr vom einzelnen Hund und seiner Erfahrung ab) schwächt sich der Impuls des Hundes zum Sandwich ab, da er nicht voran kommt. Er entspannt sich oder dreht sich vielleicht sogar nach seinem Besitzer um. DAS ist der richtige Moment um den Hund zu loben und gut zu belohnen. Eventuell kann man die Belohnung in eine andere Richtung werfen, damit der Hund auch gleich umorientiert ist. Hier bedeutet Timing: Warten bis Bello wieder erwünschtes Verhalten zeigt und dies dann mit einem feinen Goodie verstärken.

Foto: StockSnap/Pixabay

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